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Seestern Henry auf Reisen



Vorlesegeschichte für Klein und Groß von Susi Menzel
Als Video zum Anhören auf You Tube:



Die Geschichte "Seestern Henry auf Reisen" zum Vorlesen:

Henry hatte Post von seinem Cousin aus Italien bekommen. Es war eine Einladung von Antonio, die Ferien mit ihm zu verbringen. Henrys Eltern Henrys Eltern hatten der Reise letztendlich zugestimmt. Sie würde viele Tage dauern und war für einen kleinen Seestern, wie Henry einer war, nicht ungefährlich.

Der Wal, der Henry von Amerikas Ostküste durch den Atlantischen Ozean mitnehmen sollte, versprach, gut auf Henry aufzupassen. Er wollte Henry wohlbehalten in Gibraltar, dem Felsen zwischen Spaniern und Nordafrika, den Delfinen übergeben. Sie würden ihn direkt vor Rom, der Hauptstadt von Italien absetzen.
Trotz großer Bedenken seiner Eltern durfte er endlich aufbrechen.

Der Wal glitt ruhig, aber schnell durch die Wellen. Henry musste sich mit den Saugnäpfen seiner fünf Arme ganz schön festhalten, wenn der Wal zum Luft holen auftauchte.

Noch schwieriger war es allerdings auf den Delfinen, die übermütig Purzelbäume über den Wellen schlugen. Die temperamentvollen Delfine waren die schnellste Möglichkeit, von Gibraltar nach Italien zu kommen - auch wenn man Muskelkater bekam.

Schließlich ist Henry aber doch wohlbehalten in Rom angekommen. Bevor Cousin Antonio ihn abholte, nahm Henry ein herrliches Sandbad. Dazu buddelte er sich tief in den Sand und schubberte sich ausgiebig. Als er wieder auftauchte, schüttelte er sich kräftig und war bereit für die neuen Eindrücke des fremden Landes und für die Abenteuer mit Antonio.

Sie trafen sich an der verabredeten Muschelbank und erkannten sich gleich, obwohl sie sich bisher nur geschrieben hatten.
Die ersten Minuten waren für beide ein wenig schwierig. Durch ihre Briefe waren sie sehr gute Freunde geworden, hatten sich ihre geheimsten Gedanken anvertraut. Jetzt standen sie sich erstmals persönlich gegenüber und beäugten sich neugierig.

Sie waren miteinander verwandt, hatten beide fünf Arme und die gleiche Größe. Allerdings war Antonio viel dunkler als Henry, der mit seiner hellen sandfarbenen Haut gleich als Fremder auffiel.

Aber schon nach kurzer Zeit unterhielten sie sich als wären sie schon immer zusammen gewesen.
Henry wollte als erstes etwas von Rom sehen, von dem seine Großmutter ihm so viel erzählt hatte.
"Und außerdem haben wir dann das Offizielle, die ganze Kultur und so schon hinter uns und können ausgiebig spielen, " sagte er verschwörerisch zu Antonio.

Dann gingen sie etwas essen. Auf seiner ersten Ansichtskarte nach Hause schrieb Henry, wie erstaunt er darüber war, dass sich die Italiener für das Essen so viel Zeit ließen. Sie machten ein regelrechtes Fest daraus, das fast die ganze Nacht dauerte.

Am nächsten Morgen schwammen Henry und Antonio an der Küste entlang nach Süden, wo Antonios Familie wohnte. Obwohl sie sich beeilen mussten, weil Antonios Schwester bald heiraten würde und sie natürlich rechtzeitig dort sein wollten, nahmen sie sich Zeit, die kleinen Inselchen und den weiten herrlichen Strand zu bewundern.

Als sie schon fast in Antonios Bucht angekommen waren, hörte Henry ein brummendes Motorengeräusch.
Antonio sagte: "Das ist nur ein Schiff. Da sind immer ganz viele Menschen drauf, die etwas Essbares ins Meer werfen. Manchmal ganz köstliche Dinge. Aber gefährlich sind die nicht."
"Meine Eltern haben mir etwas anderes erzählt, " sagte Henry nachdenklich.

"Ach Eltern. Die haben immer Angst um einen, " zerstreute Antonio seine Bedenken.
"Na ja, du bist hier zu Hause. Vielleicht ist es hier ja anders als bei uns," sagte Henry. Vergnügt schwammen sie weiter.

Nach einer Weile war der Rumpf des Schiffes genau über ihnen. Henry war noch nie einem Schiff so nahe gekommen und er stellte hundert Fragen, die Antonio lachend beantwortete. Sie waren damit so beschäftigt, dass sie die vielen Fische hinter sich gar nicht bemerkten.

Und dann passierte es:
ein lautes, quietschendes, blechernes Geräusch, Sand stob auf, vor ihnen erhob sich eine dicke Leine - und dann erkannten sie das Netz, das sich schnell nach oben bewegte und sich wie eine Tüte zusammenzog. Hunderte von Fischen, Krebsen und die beiden Seesterne wurden auf engstem Raum zusammengedrängt. Irgendwie wurde Henry nach oben geschleudert, und es gelang ihm, über die obere Leine außerhalb des Netzes zu kommen, bevor es sich endgültig zusammenzog und niemanden mehr freigab.

Schließlich gab es einen Ruck und das Netz blieb halb im Wasser hängen. Es bewegte sich nicht mehr.
Henry schrie verzweifelt Antonios Namen, aber in dem allgemeinen Geschrei hörte ihn niemand.

In dem Netz waren alle so eng zusammengepfercht, dass sie sich kaum bewegen konnten. Außerdem hatten die oben Liegenden akute Wassernot - und Wasser war nun einmal für alle Meerestiere lebensnotwendig.

Henry war wie erstarrt vor Schreck. Doch nach einer Weile riss er sich zusammen und schwamm um das Netz herum. Oben, nahe der Wasseroberfläche, fand er Antonio an die Maschen des Netzes gedrückt. Einer seiner Arme hing schlaff aus einer Masche.
Antonio!" schrie Henry.
Er antwortete ganz schwach: "Henry, sieh zu, dass du in Sicherheit kommst. Mir kannst du nicht mehr helfen!"

Henry stimmte ein Klagelied an und tanzte dazu.
Die Tiere im Meer können keine Tränen vergießen, deshalb zeigen sie ihre Trauer auf andere Weise wie die Menschen.

Plötzlich hielt Henry inne:
"Nein, so schnell gebe ich nicht auf - und du auch nicht, Antonio! Ich suche jemanden, der uns hilft."

Und schon schwamm er los in die weiten, ihm unbekannten Gewässer und schrie aus Leibeskräften: "Seesterne Italiens, bitte kommt mir zu Hilfe."

Einige vorbeischwimmenden Fische sahen ihm verwundert nach.
Dann kam er an eine Seestern-Kolonie.
Er bettelte: "Bitte, bitte helft mir. Mein Freund ist in einem Netz gefangen."
Sie antworteten müde: "Fremder, wir können zwar Muscheln öffnen, aber keine Netze zerstören."

Darüber hatte Henry noch gar nicht nachgedacht. Aber es musste einen Weg geben! Er schwamm weiter und rief weiter um Hilfe.

Da kam ihm ein Trupp von sehr großen, böse aussehenden Seesternen entgegen. Henry bekam Angst. Die Riesen-Seesterne fraßen manchmal die kleineren, wie er einer war. Er wollte schon ausweichen, als der Anführer ihn ansprach:
"Äih du. Wofür brauchste denn Hilfe?"
Henry nahm seinen ganzen Mut zusammen und antwortete: "Für meinen Freund. Er ist in großer Gefahr."
"Aha, " sagte der Anführer und kratzte sich am Mund "Was gibste uns, wenn wir dir helfen?"
Henry erschrak. "Ich, äh... was wollt ihr denn?" stammelte er
"Mit anderen Worten, du hast nichts. Pah!!" rief der Anführer mit drohender Stimme. Er ließ alle Muskeln seiner fünf kräftigen Arme spielen.

Henry überlegte fieberhaft. Er besaß wirklich nichts Wertvolles.
Verzweifelt bot er ihnen das einzige an, was er konnte: "Ich schreibe euch eine Geschichte!" sagte er stolz.

"Eine Geschichte?" wiederholte der Anführer ungläubig. Er drehte sich zu den anderen um. "Habt ihr gehört? Er will uns eine Geschichte schreiben!"
Der ganze Trupp brach in grölendes Gelächter aus. Minutenlang kugelten sich alle vor Lachen, bis einer atemlos brüllte:
"Was zum Seeteufel sollen wir mit einer Geschichte? Wir können noch nicht einmal lesen!"
"Dann erzähle ich sie euch!" sagte Henry trotzig.
Jetzt lachten alle noch mehr als vorher.
"Ja, die von dem verschollenen Schatz irgendwo in Alaska, dort wo..." Henry war immer leiser geworden. Der Mut hatte ihn endgültig verlassen.

"Wenn ihr mir nicht für die Geschichte helfen wollt, habt ihr gar nichts." sagte er noch leiser. Gerade wollte er davonschwimmen, als der Anführer ihn rüde festhielt. Henry glaubte vor Schreck sterben zu müssen, aber der Anführer fragte nur ungehalten:
"Dort wo was ??"
Henry antwortete mit zitternder Stimme: "Dort wo das große Menschenschiff untergegangen ist. Dort wo die wertvollsten Muscheln der Welt sein sollen."
"Sollen, sollen! Alles Ammenmärchen, wa?"
"An den meisten Märchen ist etwas Wahres dran, " flüsterte Henry.

Der Anführer überlegte: "Schon möglich. Für ‘nen kleinen Seestern biste ganz schön mutig. Du musst deinen Freund wirklich sehr mögen. Die meisten aus deiner Familie hätten längst versucht, zu fliehen. Hhm, das gefällt mir."
Er drehte sich zu seinem Trupp um und brüllte sie an: "Hört mit dem albernen Gelächter auf. Wir helfen ihm!"
Schlagartig verstummten die anderen.
Henry jubelte: "Super, das ist aber nett von euch." Fast wäre er dem Anführer um den Hals gefallen; das traute er sich dann aber doch nicht.
"Lasst uns nur schnell machen, bevor es für Antonio zu spät ist."

Sie schwammen zu dem Netz, das immer noch unbeweglich im Wasser hing, und beratschlagten, was zu tun sei.
"Sieht schlimm aus, " sagte der Anführer langsam "Junge, Junge, das sieht nicht gut aus!" Er kratzte sich besorgt mit der Spitze eines seiner Arme am Mund.
Henry wurde immer verzweifelter. Gerade, als er traurig aufgeben wollte, murmelte der Anführer:
"Ich hab’s! Da hilft nur die Zangenkrebs-Gang."
Erleichtert seufzte Henry: "Gott sei Dank!" als der Anführer weiterredete: "Das Dumme ist nur, die werden uns nicht helfen. Ich schulde denen noch was. Die bringen uns um, bevor wir etwas sagen können."

Henry ließ entmutigt alle seine Arme hängen. Da kam eine tiefe, heisere Stimme aus dem Netz:
Das glaube ich auch. Du schuldest uns eine Menge, Castor."

Der Anführer drehte sich erstaunt um und brach dann in hämisches Gelächter aus:
"Max! Na so was. Mein Erzfeind ist auch in dem Netz gefangen"
Obwohl Max ebenso eingepfercht und geschwächt war wie der arme Antonio, gelang es ihm, eine seiner Zangen drohend zu erheben.
"Wenn es dir gelingt, meine Leute hierher zu holen und mich zu befreien, dann..."
"...dann sind wir quitt, " beendete Castor den Satz mit Genugtuung.

Schnell arbeitete man einen Plan aus: Henry sollte in der Nähe des Netzes bleiben, um Max und Antonio Wasser zuzufächeln; Castor und seine Truppe wollten zur Krebskolonie und die Zangenkrebs-Gang so sehr reizen, dass sie ihnen folgten; alles Weitere wollte Max dann hier am Netz mit seinen Leuten besprechen.

Henry schien es ganze Ewigkeit gedauert zu haben, als er endlich Castors Truppe in erstaunlicher Geschwindigkeit heranschwimmen sah, gefolgt von den viel größeren, sehr wütend aussehenden Krebsen.

Am Netz angekommen, drehte sich Castor gelassen um und sagte überheblich: "Unser Freund Max ist in diesem Netz. Wir sollten uns mit der Befreiung beeilen. Ich höre schon die Motoren des Schiffes. Bald wird das Netz ganz hochgezogen. Und dann ist es zu spät."

Die Zangenkrebs-Gang stoppte verblüfft. "Du mit deinen blöden Geschichten. Noch einmal legst du uns nicht rein, " kreischte einer der Krebse.
Mit letzter Kraft sprach Max: "Ich bin hier drin. Ich bat Castor, euch zu holen."

In dem Moment erkannten die Krebse, dass blinde Wut kein guter Führer ist. Castor hätte sie genausogut in eine Falle locken können. Aber jetzt ging es darum, ihren Anführer zu befreien. Sie erhoben ihre Zangen und legten los. Bald hatten sie die ersten Fäden des Netzes durchgezwickt.

Gerade als ein Ruck durch das Netz ging, was anzeigte, dass es endgültig hochgezogen werden sollte, riss das Netz durch das Gewicht der Hunderte von Meerestieren unten ganz auf und gab seine Gefangenen frei.

Ein großes Jubelgeschrei ging durch das Wasser. Die Zangenkrebs-Gang, die Riesen-Seestern-Truppe und auch Henry wurden lachend und singend von den Geretteten durch das Meer geschubst. Sogar die Erzfeinde Castor und Max versöhnten sich.

Henry wurde gezwungen, endlich seine Geschichte zu erzählen. Und das tat er gern, denn Antonio war durch sie gerettet worden. Alle hörten ihm zu, wie er die Alaska-Geschichte, die ihm sein Großvater einmal erzählt hatte, zum Besten gab. Antonio war sehr stolz auf ihn und Henry nicht weniger auf sich selbst.

Irgendwann verabschiedeten sich die beiden von ihren neuen Freunden, den Riesen-Seesternen und den Zangenkrebsen.
Als sie los schwammen hörten sie noch, wie Castor sagte: "Ich reise nach Alaska. Wollte da schon immer mal hin."
"Ich komme mit. Dahin wollte ich auch schon mein Leben lang, " sagte Max.
Es dauerte nicht lange und sie gerieten in Streit, wie sie dorthin kommen sollten. Kurze Zeit später sahen Henry und Antonio über sich eine Truppe von Riesen-Seesternen, verfolgt von Zangenkrebsen. Ganz kurz hielten die beiden Gruppen an und winkten den beiden zu, bevor sie sich weiterverfolgten.

Antonio lachte: "Die werden sich nie ändern. Aber ich glaube, sie mögen sich trotz allem sehr. Auf eine ungewöhnliche Art sind sie sogar gute Freunde."
"So wie wir beide, " setzte Henry stolz hinzu.

Als sie endlich bei Antonios Familie angekommen waren, war die Hochzeit seiner Schwester längst vorbei. Antonios Eltern waren richtig zornig auf ihren Sohn. Sie hatten gedacht, er hätte das Fest vergessen.

Nachdem sie aber die Geschichte gehört hatten, schlossen sie Henry überwältigt in die Arme und riefen alle Nachbarn zusammen. Es wurde ein großes Fest und Henry als Held gefeiert. Er musste seine Geschichte bestimmt dreißigmal an diesem Abend erzählen. Und wie das bei Geschichten so ist, wurden die Riesen-Seesterne zu zähnefletschenden Monstern und die Zangenkrebse zu gewaltigen Ungeheuern - aber zu sehr netten, wie Henry sich später Antonio gegenüber verteidigte.

Lange, nachdem Henry längst wieder bei seiner Familie in Amerika war, feierten die beiden Freunde diesen Tag jedes Jahr mit ihren Freunden und Verwandten als das "Fest der Freundschaft" und alle erzählten sich Geschichten von Abenteuern. . .


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